Für die Website meiner Praktikumsgemeinde schrieb ich einen kurzen Text über mein Erleben eines Gründonnerstags-Abendmahls via Instagram und Telefon.
„Das ist jetzt meine Kirche“, dachte ich, und blickte in den Himmel über mir. Ich sass auf dem Boden der Dachterrasse. Ein Graureiher flog über mich hinweg, am Geländer hing eine kleine Spinne. Neben mir hatte ich eine Kerze angezündet, daneben stand ein Glas Rotwein und ein Stück Vollkornbrot lag auf der sonnenwarmen Bodenplatte.
Es war Gründonnerstag, und ich war vorbereitet für ein spezielles Abendmahl: Ein „Erinnerungsmahl“ via Smartphone.
Geht das?
Eine Gruppe von Pfarrerinnen und Religionspädagoginnen hatte dieses Erinnerungsmahl vorbereitet und via „Instagram“-App hatte die Social-Media-Gemeinde Zugriff auf die kurzen Videos. Ich hatte mich mit einer Freundin per Telefon verabredet, um gemeinsam mitzufeiern.
Ein Experiment! Die Durchführung der Instagram-Feier und die Einbindung der fern anwesenden „Gemeinde“ fand ich nicht sehr gelungen. Aber das Telefon-Abendmahl berührte mich. „Evelyne, ich reiche dir jetzt das Brot: Die Kraft des Lebens für dich“, sagte meine Freundin am anderen Ende der Leitung. Ich dankte und ass ein Stück Brot. Dasselbe mit dem Schluck Wein. Danach beteten wir gemeinsam. Ein heiliger Moment.
Am Karfreitag schaute und hörte ich mir Bachs Matthäuspassion in der Mediathek der Berliner Philharmoniker an, und drei Tage später den Video-Ostergottesdienst aus der Rütner Kirche. Kein Gang in die Kirche, keine Gemeinde, kein Spaziergang in der Gruppe.
Es ist nicht das gleiche. Aber Gott ist da.
Es ist nicht dasselbe, ob wir gemeinsam singen oder via YouTube das gleiche Lied hören, zeitversetzt und individuell. Ob wir die Matthäuspassion alleine vor dem Bildschirm anschauen oder gleichzeitig Schulter an Schulter im Konzertsaal sitzen.
Trotzdem fühlte ich mich im Videogottesdienst angesprochen und gesegnet. Trotzdem hatte ich bei „O Haupt voll Blut und Wunden“ Gänsehaut. Und trotzdem stärkten mich das Abendmahl und das gemeinsame Gebet via Telefon innerlich.
Solche Angebote gibt es nicht nur an Ostern. So trifft sich zum Beispiel seit Jahren jeden Abend um 9 eine Gruppe Menschen auf Twitter zu einer Abendliturgie mit Musik und Gebeten, zur #twomplet („Twitter-Komplet“). Und auch wenn es sich nicht gleich anfühlt: Die „digitale Kirche“ ist real.
Kirche ist dort, wo Menschen zusammen Gott begegnen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“, sagt Christus (Matthäus 18,20). Sei das via YouTube-Video, im Zoom-Hauskreis oder am Telefon auf der Dachterrasse.
«Es ist nicht das gleiche. Aber Gott ist da. Kirche ist dort, wo Menschen zusammen Gott begegnen.» Egal wo sie sich befinden. Das kann ich voll unterschreiben.
Danke <3