Auf einer alpinen Hochebene unter brütender Sonne, unter den Füssen Moos und Stein und gelbe Blümchen, diese Frage:
«Aber etz nimmt’s mi doch wunder. Was gloubsch de du?»
Was ich glaube.
Ich glaube an Gott. An den Schöpfer, der alles das gemacht hat. Dass ich für diese Schönheit so empfänglich bin, dass mich das alles so unglaublich tief berührt, zeigt mir, dass es da eine Verbindung gibt zwischen meiner Seele und der Natur. Vielleicht zeigt es auch, dass ich schlicht und einfach auch ein Teil davon bin, wie ein Tier, ein Baum, ein Pilz. Aber ich glaube, da ist mehr. Da ist Beziehung, Verbindung, Liebe. Und ich kann mich mit der Quelle, mit dem Wesen der Liebe, verbinden.
«Ich nenne es ‹Gott'», sage ich.
Das sind alles abstrakte Gedanken, über die man schön philosophieren kann. Aber wo es sich wirklich zeigt in meinem Leben, ist in den Beziehungen. Ich sehe Beziehungen als Kern meines Daseins als Mensch und als meinen Lebenssinn. Verbindungen zu leben, Liebe, Gemeinschaft – aber auch Beziehung mit mir selber. Überall da erlebe ich Gott. Da erlebe ich manchmal eine Kraft, die übernatürlich ist.
Wenn eine Freundschaft heilt, obwohl eigentlich fertig war.
Wenn eine völlig unterschiedliche Gruppe von Menschen zu einer Gemeinschaft wird, in der eine wahrnehmbar positive, friedliche Atmosphäre herrscht.
Wenn Vergebung ausgesprochen wird.
In Situationen, Stimmungen, wo ich selber nicht könnte. Wo eine Kraft in mir wirkt, die nicht von mir kommt.
Da erlebe ich Gott. Diese Kraft, die Beziehung ist; Liebe. Eine Kraft, aus der ich schöpfen kann, wenn ich mich mit der Quelle verbinde.
Das gibt mir Hoffnung, dass im Kleinen, im Zwischenmenschlichen immer wieder diese Art von Verbindung entstehen kann. Auch in dieser kaputten Welt, auch wenn es so gar nicht danach aussieht.
Text vom 7. 9. 2018