Warum dieses Buch mich enttäuscht hat – und wem ich es trotzdem heiss empfehle

Der «Homebrewed Christianity Guide to Jesus»: Eine knappe, toll geschriebene Einführung in Christologie.

Tripp Fuller: Homebrewed Christianity Guide to Jesus. Lord, Liar, Lunatic… or Awesome? Fortress Press, Minneapolis 2015.

Selbstgebrauter Glaube?

Ein «homebrewed» Glaube, also ein Glaube, den man sich selber braut – in meiner evangelikalen Zeit war so eine Vorstellung ganz klar negativ konnotiert.

Glaube ist nicht etwas, was man sich nach eigenem Gusto zusammenstellt, sondern es gibt klare orthodoxe Positionen, die richtig sind.

Dass das alles gar nicht so klar ist, habe ich erst nach und nach entdeckt. Dass jeder Glaube «gebraut» ist aus verschiedenen Positionen, Quellen, Bibelauslegungen.

Das ist eine andere Story.

Aber vielleicht will Tripp Fuller mit dem Namen seines Podcasts – «Homebrewed Christianity» – genau diese Reaktionen triggern. (Nebenbei spielt bei «Homebrewed» aber auch Bier eine wichtige Rolle.)

Bildergebnis für homebrewed christianity

Prozesstheologie

Tripp hat an der Claremont School of Theology studiert und doktoriert, einem Hotspot der Prozesstheologie.

Im «Homebrewed»-Podcast hatte ich meine ersten Begegnungen mit dieser theologischen Richtung, mit der ich mich momentan in meiner Lektüre neben dem Studium schwerpunktmässig befasse.

Und so hatte ich Tripps Buch in der Hoffnung bestellt, daraus mehr über eine prozesstheologische Christologie zu erfahren. Also über die Perspektive von Prozesstheolog*innen darauf, wer Jesus Christus war/ist.

Aber:

Meine Erwartungen in diese Richtung wurden leider enttäuscht.

Repetition in Christologie

Zwar stellt Tripp in einem Kapitel die Christologie von John Cobb vor, die ihn sehr geprägt habe. Es bleibt aber leider bei diesem kurzen, 12-seitigen Überblick.

Ingesamt bietet das Buch (ca. 170 S.) aber vor allem die Basics der Christologie. Tripp schreibt süffig (wortwörtlich, Bier kommt auch hier immer wieder vor) und witzig.

  • Überblick über die verschiedenen Perspektiven der vier Evangelien auf Jesus von Nazareth
  • (ganz kurz) zur historischen Jesusforschung
  • Methodologie («christology from above/below»)
  • Terminologie («high/low christology»)
  • Grundlagen Logoschristologie
  • zeitgenössische christologische Positionen

Für Laien mit guten Englischkenntnissen absolut empfehlenswert, und für mich eine tolle Repetition dessen, was ich bisher im Theologiestudium gelernt habe. Für Theolog*innen lohnt sich das Buch aber nicht.

Cobb, Moltmann, Johnson, Sobrino

Neben Cobb stellt Tripp v.a. Jürgen Moltmanns Christologie vor: Dieser sah in der Kreuzigung Jesu ein «Ereignis in der Geschichte Gottes». Heisst, dass alle drei Personen der Trinität die Kreuzigung durchlebten und Gott nur so für leidende Menschen überhaupt relevant sein kann.

Als dritte zeitgenössische Position nimmt Tripp die katholische feministische Theologin Elizabeth Johnson: Sie lässt er die Frage beantworten, ob Gott – wie Jesus – männlich sei. (Zur Antwort muss ich ja jetzt nichts sagen.)

Und mit Jon Sobrino macht er noch einen wichtigen, Nachfolge-orientierten Turn zur Befreiungstheologie und Ökologie.

Überblick im Mind Map

Homebrewed Christianity Guide to Jesus Tripp Fuller Mindmap

3 Antworten auf „Warum dieses Buch mich enttäuscht hat – und wem ich es trotzdem heiss empfehle“

  1. I had to use google translate, so something may have been lost in the translation :). Overall, did you think this book was helpful as an introductory text, or maybe it’s intended audience wasn’t clear? Reading between the lines (of google translate), it seems as if you’re saying just that: that it engages with technical theology, but in layman’s terms; but not necessarily in accessible ways. Would that be fair?

    1. Hi Bobby! Thanks for your comment! I think the book is a helpful introduction to Christology and a good, fun, accessible read. But it was a quite general overview, whereas I was expecting an introduction to christology in process thought (because that’s where Tripp Fuller comes from, academically).

      Btw. try Deeple.com – friends tell me it’s better than Google Translate.

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