Fürs Predigt-Seminar im Theologiestudium mussten wir ein «Wort zum Sonntag» verfassen: Einen Gedanken zur Aktualität aus christlicher Sicht (und für die Übung: mit Bibelbezug).
(Für schriftdeutsche Textversion runterscrollen)
S’erste Wort zum Sonntag, woni ehne eigentlech jetz hätt wölle bringe, hani wieder öber de Hufe grüert. Ich säg ehne aber churz, um was es gange wär.
Uf eme Online-Portal hets en Abstimmig gäh, öb en Maa, wo erscht 24gi esch, dörf Stärbehilf ha. Er het en Hirnschlag gha vor vier Johr ond mag nömm deför kämpfe, dass’em besser goht. D’Umfrog het ergäh: jo, „Die Leser sind dafür, dass Marco sterben darf“.
Ich ha denn i mim Wort-zum-Sonntag-Entwurf gschriebe, das es mi trurig macht, dass d’Lüt so eres „Gut zum Tod“ gähnd. Ond dass zwor 600 Lüt de Artikel kommentiered, dass de junge Maa aber im reale Läbe so einsam esch.
Mini Hauptussag wär denn gsi, das mer eus söled öberlegge, wers i eusem Umfäld grad schwierig het, ond das mer förenand söled do si.
Bibelstell hätti au no e schöni gha dezue: Gott, wo mit em Mose redt und sich vorstellt: „Ich bin der, der ich sein werde.“ Di einte öbersetzed das nämlech au so: „Ich bin der ‚ich bin da’.“
Das wär glaub es typisches Wort zum Sonntag gsi, aber s’het mer irgendwie ned passt.
I frog mi nämlech was es heisst, wenn Gott seit, dass er „do“ isch, i jedere Situation. Ond denn längt das aber glich ned: Mer bruched enand als Mönsche, elei goht’s eifach ned. Es brucht reali Lüt wo eim zuelosed ond för ein do sind, wenns eim schlächt goht. Wenn mer eifach seit, „Gott isch imfall för dich do“, verhebt das ned.
Ich ha sälber au scho s’Gfühl gha, dasi elei be ond dass au Gott ned ome esch. Johrelang. Ich ha Gott denn gseit, es längi jetz, wener eh ned ome sig, denn brüchi en au nömm.
Onderdesse glaubis aber glich irgendwie wieder. Ond es seit mer öpis, das „ich bi do“ vo Gott.
Velech goht’s jo genau um die Spannig im Läbe. Das es beides brucht: E Konstanz vo dem Bode onder de Füess ond glichzitig au Lüt, wo zäme uf dem Bode laufed. Fründe, wo mit eim uf de Bode huured ond eim in Arm nähnd ond hebed, wenns emol nömm goht.
Was macht das mit ehne, das „ich bi do“ vo Gott?
Ich wünsch ehne en guete Sonntig.
Version auf Schriftdeutsch
Das erste «Wort zum Sonntag», welches ich Ihnen jetzt eigentlich halten wollte, habe ich wieder über den Haufen geworfen. Ich sage Ihnen aber noch kurz, worum’s ging:
Ein Online-Portal führte eine Abstimmung durch, ob ein erst 24-jähriger Mann Sterbehilfe in Anspruch nehmen darf. Er hatte vor vier Jahren einen Hirnschlag und mag nicht mehr darum kämpfen, dass es ihm besser geht. Die Umfrage ergab: Ja, «Die Leser sind dafür, dass Marco sterben darf».
In meinem «Wort zum Sonntag»-Entwurf hatte ich geschrieben, dass es mich traurig macht, dass die Leute so ihr «Gut zum Tod» geben. Und dass zwar 600 Menschen den Artikel kommentieren, dass der junge Mann aber im realen Leben so einsam ist.
Meine Hauptaussage wäre gewesen, dass wir uns überlegen sollen, wer in unserem Umfeld es momentan schwer hat, und dass wir füreinander da sein sollten.
Eine schöne Bibelstelle hätte ich auch noch gehabt: Gott, der mit Mose spricht und sich vorstellt: „Ich bin der, der ich sein werde.“ Manche übersetzen nämlich auch: „Ich bin der ‚ich bin da’.“
Das wäre wohl ein typisches «Wort zum Sonntag» gewesen. Aber es passte mir irgendwie nicht.
Ich frage mich nämlich, was es heisst, wenn Gott sagt, dass er «da» ist – in jeder Situation. Und dann reicht das doch nicht. Wir brauchen einander als Menschen – alleine geht’s einfach nicht. Es braucht reale Leute, die einem zuhören und füreinander da sind, wenn’s einem schlecht geht. Wenn man einfach sagt: «Gott ist da für dich», dann reicht das nicht.
Ich hatte selber auch schon das Gefühl, allein zu sein, und dass auch Gott nicht da ist. Jahrelang. Ich sagte Gott dann, es reiche: Wenn er ohnehin nicht da sei, dann brauche ich ihn auch nicht.
Inzwischen glaube ich es doch irgendwie wieder. Und es sagt mir was, dieses «Ich bin da» Gottes.
Vielleicht geht es im Leben genau um diese Spannung. Dass es beides braucht: Eine Konstanz, ein Boden unter den Füssen, und gleichzeitig auch Leute, die mit einem auf diesem Boden gehen. Freunde, die mit einem auf diesen Boden kauern und einen in den Arm nehmen und halten, wenn es mal nicht mehr geht.
Was macht das mit Ihnen, dieses «Ich bin da» Gottes?
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag.
Es isch e tüferi Dimension vo Troscht, Verschtändnis und Gegewart – oder i riiche, schöne Moment – e Verschtärchig vo Freu, well ER mi voll verschtoht.
Grad jetz, wo n i merke, wie menschlechi Hilf sehr begrenzt isch, gitt mer die Zuesag Hoffnig und Halt. I bi nöd usgliferet, wenn i selber nöd wiiter weiss und mer nöd selber helfe cha.
Zudem isch för mi die Zuesag entscheidend im Blick uf Zuekunft.
– ebe: e n andere, tüferei Dimension i allem Menschliche.